Political Acting
Tacheles reden! Wie steht es um die Flüchtlinge in NRW? Beim Political Acting stand das politische Plenum mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Serap Güler, dem Vertreter des Flüchtlingsrates Heinz Drucks, dem städtischen Sozialdezernenten Peter Renzel, einem Flüchtling und jungen Engagierten an.
Nicht erst seit den intensiven Erfahrungen aus den Besuchen haben die jungen Erwachsenen Fragen. Warum ertrinken tausende Flüchtlinge auf dem Mittelmeer? Warum müssen die, die es nach Deutschland schaffen, in Zelten schlafen? Warum schottet sich die EU mit Zäunen und Militär ab, statt zu helfen? Diese großen Themen brachten sie auf die politische Bühne: Im Bochumer "Theater Total" trafen sie am Samstagmorgen unter anderem mit Politikern zusammen und stellten ihre Fragen.
Aufmerksame Zuhörer und aktive Mitredende beim politischen Plenum im "Theater Total"youngcaritas Deutschland
Serap Güler, CDU-Landtagsabgeordnete in NRW, antwortete, dass auch Politik das Sterben auf dem Mittelmeer nicht verhindern könne, "aber eindämmen können und müssen wir es. Wir können als viertgrößte Wirtschaftsnation noch mehr tun", bekräftige die integrationspolitische Sprecherin ihrer Partei und forderte vom Bund noch mehr finanzielle Hilfen für Länder und Kommunen. Auch der Sozialdezernent der Stadt Essen, Peter Renzel, forderte eine gemeinsame, längerfristige Politik von Bund und Ländern. "Was jetzt läuft ist Krisenmanagement von Tag zu Tag. Das führt zum Teil zu chaotischen Zuständen bei der Organisation der Unterbringung", so Renzel. Zudem würden die Herausforderungen danach erst beginnen. "Sprachunterricht, Gesundheitsvorsorge, Arbeit, da brauchen wir ein langfristiges gemeinsames Vorgehen", so Renzel.
Vor einer langsam kippenden Stimmung gegen Flüchtlinge warnte der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer. "Es gibt eine große Hilfsbereitschaft, aber auch große Vorbehalte. Wir dürfen die Leute nicht verurteilen, die Angst haben", warb Pfeffer für eine stärkere Differenzierung in der Debatte. "Wir müssen die Leute mitnehmen, sonst kommen wir dauerhaft in zu große Konflikte." Das Thema sei zu wichtig und zu komplex, um "in verbale Schlachten und Abgrenzung zu verfallen." Heinz Drucks vom Flüchtlingsrat NRW warnte davor, Flüchtlinge in "die guten aus Syrien und die schlechten vom Balkan" einzuteilen. "Alle Menschen die hierher kommen, begehen keinen Missbrauch, sie nehmen geltendes Recht wahr", stellte Drucks klar.
Mit einem 500 Meter langen Drahtzaun versperrten die Jugendlichen eine kurze Zeit den Weg in der Bochumer City. Damit protestierten sie gegen die "Festung Europa"Caritas Ruhrbistum/ Stephan Raithel
Ein Zeichen gegen die europäische Flüchtlingspolitik setzen und Menschen zum Nachdenken zu bringen - das war Ziel des Smartmobs in der Bochumer Innenstadt. Rund 80 Jugendliche waren daran beteiligt. Sie standen im Weg und versperrten mitten in der Fußgängerzone mit einem Drahtzaun den Durchgang. Fußgänger, Fahrradfahrer, Familien, Teenies mit Einkaufstüten standen vor dem blitzartig hochgezogenen Zaun, liefen an ihm entlang, lasen, was auf den Schildern steht: "Ihr kommt hier nicht rein." "Festung Europa" "Lebst du schon oder flüchtest Du noch?"
Die Reaktionen auf den Smartmob waren unterschiedlich und heftig: Ein Passant klatschte, mehrere beschwerten sich lautstark. Eine Passantin bahnte sich den Weg durch den Drahtzaun, schubste eine Jugendliche aus dem Weg. Die Polizei schritt ein und brach den Smartmob ab.
Doch die Mühe der Jugendlichen war nicht umsonst - Sie wurden an diesem Tag von jedem wahrgenommen.
Die jungen Künstler der Band "Siona" ließen es sich nicht nehmen, ihr Publikum in ihr Programm miteinzubeziehen.youngcaritas Deutschland
Zum krönenden Abschluss trat am Samstagabend die Band Siona auf die Bühne. Die Sänger, Gitarristen und Schlagzeuger heizten das Theater Total und dem Publikum so richtig ein.