"In Syrien ist immer Krieg"
Zwei Schulstunden zum Thema "So leben Kinder" verbrachten die Schüler(innen) in Rödinghausen mit Kindern aus Syrien.Gemeinschaftsschule Rödinghausen
"So leben Kinder " lautet ein Thema im Fach Gesellschaftslehre in der fünften Klasse.
Die Schüler(innen) der Klasse 5c der Gemeinschaftsschule in Rödinghausen luden im Rahmen dieses Themas die vier syrischen Kinder Ula (14), Amar (14), Dareen (11) und Mahammad (11), die seit fünf Monaten in Rödinghausen leben in den Nachmittagsunterricht ein.
Zuvor hatten sie ihre eigene Lebenssituation mit der von Kindern aus verschieden Ländern verglichen und Hintergrundinformationen zum Bürgerkrieg in Syrien, Kinderrechten und der Situation sowie dem Aufenthaltsrecht von Flüchtlingen in Deutschland gesammelt.
Am 26.05. und 02.06.2014 war es dann so weit: Der syrische Besuch konnte von der Klasse willkommen geheißen werden. Aber wie gelingt Kommunikation und Austausch über ein so kompliziertes und trauriges Thema mit Kindern, die erst wenig Deutsch können?
Ula stellt vor: "Das ist Syrien"
Im Mittelpunkt stand das Bild der 14-jährigen Ula mit dem Titel "Das ist Syrien". Das erste Zusammentreffen war geprägt von der langsamen Entstehung des Bildes, dem Austauschen von Steckbriefen und dem Aufzeichnen von gemeinsamen Zukunftswünschen und Vorlieben. In Letzterem unterscheiden sich die Kinder nämlich zur Freude aller sehr wenig. Viele treffen Freunde, spielen gern Fußball, gehen Schwimmen, hören Musik oder beschäftigen sich mit dem Computer.
Zeitweise sehr nachdecklich
Beim zweiten Treffen wurde die Stimmung zeitweise sehr nachdenklich. Ulas Bild, auf dem die Bürgerkriegssituation in drastischer Klarheit und schockierender Grausamkeit abgebildet ist, wurde intensiv betrachtet und von den Schülern bis ins kleinste Detail beschrieben und hinterfragt. Zum Beispiel wollten sie von den Gästen wissen, wo sich in Syrien diese Situation zeigt.
Die Antwort von Amar war erschütternd: "Dieses Bild sieht man in Syrien jeden Tag und überall." In der Innenstadt von Damaskus ist die Lage etwas sicherer, da hier der Sitz des Präsidenten Baschar al Assad ist. Dort lebten auch die Kinder und ihre Familien.
Die Schüler(innen) zeichneten ihre gemeinsamen Zukunftswünsche und Vorlieben auf.Gemeinschaftsschule Rödinghausen
Bezogen auf die Parallelen zwischen deutschen und syrischem Kindern stellte sich heraus, dass Dinge wie draußen spielen und Schwimmen gehen zur Zeit aus Angst vor Angriffen, und willkürlichen Festnahmen nicht mehr möglich seien und viele Schulen in Damaskus statt für Unterricht nun der Aufnahme von Flüchtlingen aus zerstörten Städten aus ganz Syrien dienten. Die Antwort auf die Frage nach Wünschen der Kinder war eindeutig: "Wir möchten wieder zurück zu unseren Freunden, wieder in Syrien spielen und zur Schule gehen, aber ohne Krieg."
Erfahrungen ohne viele Worte
An diesen zwei Nachmittagen lernten die Schüler(innen) nicht nur viel über das Leben von Kindern in Syrien und von Flüchtlingen in Deutschland, sondern machten auch spannende und intensive Erfahrungen, ohne viele Worte zu benötigen.
Schnell waren sich alle in der Klasse einig: Wir möchten Ula, Amar, Dareen und Mohammad wieder sehen. Direkt wurden Freundschaften geschlossen und Verabredungen getroffen.
Katrin Berelsmann, Klassenlehrerin Gemeinschaftsschule Rödinghausen